Sie sehen aus, als hätte man den Alpen die Gipfel abgesägt und in's flache Land gestellt. Dieser Anblick verblüfft, denn er kommt unerwartet.

Aus der Nähe besehen, sind die Alpilles zerklüftete Kalkbrocken, an ihrem höchsten Punkt nur 386 m hoch, die manches Geheimnis bergen. Ihre Hänge sind von der Garrigue bedeckt und trotzdem wirken sie hochalpin. Ihre vielgestaltigen Formen regen die Phantasie an, und Mutti haben es diese "ihre Bergerln" regelrecht angetan. Im römischen Reich sehr geschätzt als Lieferanten erstklassigen Baumaterials, "Marmor" genannt, wurden sie ziemlich durchlöchert. Man brach den Kalkstein nämlich nicht außen und trug damit die Berge ab, sondern höhlte die Berge regelrecht aus. So entstanden rechtwinkelige Gänge, gerade so, wie man die Blöcke herausgeschnitten hatte. Besonders geheimnisvoll erscheint aber die Tatsache, daß solche Portale auch ganz oben in der Felswand erscheinen und kein Weg und Steg führt zu ihnen. In einem dieser Steinbrüche findet ein besonderes Ereignis statt: die Cathédrale d'Images.

Zwischen den einzelnen Bergen entstanden im Laufe der Jahrmillionen tiefe Einschnitte; einer davon ist das Val d'Enfer, das Höllental. Man muß sich in die Büsche schlagen und zu Fuß auf wenig begangenen Wegen wandern, aber es lohnt sich! Höllisch ist es nicht, aber man sollte ganz leise unterwegs sein, denn gleich hinter den Sträuchern beginnt das Reich der Zwerge und Gnomen, der Elfen und Feen. - Hat man die Klüfte verlassen, so tritt man in das Reich der Sonne ein. Felsensteige und Waldpfade führen über die Höhen der Alpilles. Man schreitet über einen duftenden Kräuterteppich, zahllose Schmetterlinge umgaukeln den Wanderer, ein sanfter Luftzug streichelt die Wangen und die Ohren klingen von der Musik des Südens, dem ekstatischen Gesang der Zikaden. So hält man gern die Mittagsrast!

Öffnet sich einmal der Blick, dann schweift er weit nach Süden, hin über die Ebenen der Crau und der Camargue bis ans Meer. Eingebettet in eine Landschaft heckengeschützter Felder liegen zahllose reizende Städtchen und Dörfer mit erstklassiger Infrastruktur. Oder er wendet sich den Bergen selbst zu und ihrer Krone: Les Baux-de-Provence. Hier wurde der Aluminium-Rohstoff entdeckt und nach dem Städtchen am Berg benannt: Bauxit. Doch solche prosaischen Anwandlungen hat der Wanderer in den Alpilles gewöhnlich nicht, denn ihn umgibt reine Poesie. Pflanzen und Tiere, Stein und Erde, der Blick ins fruchtbare Land mit seinen lieblichen Olivenhainen, Mandelbäumchen, Wein- und Gemüsegärten und der ernsten, schlanken Schönheit der Zypressen ... Und über allem spannt sich der seidenblaue, strahlende Himmel der Provence.

So hat sich der liebe Gott das irdische Paradies gedacht, und darum neigen auch die Zypressen und die Zedern mit demütiger Anmut ihr Haupt!

Achtung! Vom 1. Juli bis zum 15. September sind die meisten Wege und Straßen in den Alpilles für Menschen und Autos gesperrt! Die Gefahr eines Waldbrandes ist in dieser Zeit enorm, und man tut eben alles, um diese Gefahr zu verringern.

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